Prag – bekannt als die Stadt der Hunderttürme – hat in der Tat eine Menge zu bieten; die Sehenswürdigkeiten reihen sich mitunter regelrecht aneinander an. Zudem sind in der Stadt gleich mehrere architektonische Stilrichtungen vertreten. Insbesondere die prachtvollen gotischen und barocken Bauwerke oder auch die kubistische Architektur, die vornehmlich inmitten der historischen Altstadt anzutreffen ist, fallen direkt ins Auge. Selbst die französische Baukunst hat in Prag ihren festen Platz. Besser gesagt, der Eiffelturm ist als eine Dominante Prags inzwischen kaum mehr wegzudenken.

Petrin Turm in Prag

Wanderfreunde bauen den Eiffelturm nach

Richtig gelesen, auch Prag hat seinen Eiffelturm. Und das bereits seit Ende des 19 Jahrhunderts. Genau am 16. März begannen die Ingenieure Frantiek Práil und Julius Soucek mit dem Bau eines Turms auf dem Berg Petrín, der sich grundsätzlich an der Bauweise des Eiffelturms in Paris orientierte. Initiiert wurde der Bau dabei vom Klub der tschechischen Wanderfreunde.

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Die Mitglieder des Klubs waren bei ihrem Besuch in Paris anlässlich der Weltausstellung 1889 vom Eiffelturm derart begeistert, dass sie sich ein solches Turmmonument auch für Prag wünschten. Tiefgreifend inspiriert vom Original in Paris beauftragten die Klubmitglieder dann noch im selben Jahr die beiden Ingenieure mit dem Bau. Bereits nach rund fünf Monaten Bauzeiten konnten Frantiek Práil und Julius Soucek dann Vollzug melden. Der Turmbau war abgeschlossen; Prag kokettierte nunmehr auch mit Pariser Flair und französischem Charme.

Wesentliche Unterscheidungsmerkmale zum Original

Allerdings hat der Petrín-Aussichtsturm einen komplett achteckigen Querschnitt, während der Eiffelturm in Paris einen viereckigen Querschnitt aufweist. Außerdem steht das Pariser Original respektive Vorbild auf insgesamt vier Stahlfachwerksäulen, während die Konstruktion in Prag eher auf einer Art Sockel positioniert ist.

Das war es dann aber auch schon an wesentlichen Unterscheidungsmerkmalen; ansonsten erinnert der Turm auf dem Berg Petrín in der Tat stark an den Pariser Eiffelturm. Die feierliche Einweihung des Turms, der auf den Namen bzw. auf die Bezeichnung „Eiffelovka“ getauft wurde, fand dann – anlässlich der in Prag stattfindenden Industrieausstellung – exakt am 20. August 1889 statt.

„Eiffelovka“ avanciert zum Magnat für Einheimische und Besucher

Schnell avancierte dieser frei zugängliche Nachbau des Eiffelturms zu einem Anziehungspunkt sowohl für Einheimische als auch für Besucher respektive Touristen. Zudem fungierte der Turm von 1953 bis 1992 auch als Fernsehsendestation, nachdem im Frühling des Jahres 1953 eine Fernsehsendeantenne auf dem Turm installiert worden war. Allerdings musste der Turm im Jahr 1979 erst einmal für den Publikumsverkehr geschlossen werden.

Da sich im Laufe der Zeit der technische Zustand immer weiter verschlechtert hatte, musste der „Eiffelovka“ nämlich vorübergehend seine Pforten für die Öffentlichkeit schließen. Erst nach einer umfassenden Sanierung konnte das Bauwerk dann wieder Mitte Mai 1991 eröffnet werden. Trotzdem – auch nach der Sanierung sollten nur wirklich schwindelfreie Menschen diesen Prager Turm besteigen. Immerhin erreicht die Turmspitze eine Höhe von exakt 63,5 Metern, wobei dies noch nicht einmal der ausschlaggebende Punkt ist. Denn die Höhe an sich ist nicht das Problem.

Bei windigem Wetter schwankt der Turm

Für ein unwohles Gefühl sorgt vielmehr der Umstand, dass der „Eiffelovka“ – insbesondere bei windigem Wetter – in beträchtlichem Maße. In derart luftigen Höhen kann dies bei nicht vollkommen schwindelfreien Menschen direkt zu verständlichen Angstzuständen führen. Wer sich dennoch bis ganz nach oben wagt, wird reichlich belohnt mit einem fantastischen Panoramablick auf die alt-ehrwürdige Prager Altstadt, auf den unterhalb des Turms liegenden Petrín-Park sowie auf die sich links vom Turm befindliche Burg mit dem zugehörigen Burgviertel.

Auf das Vergnügen bzw. auf eine wahrlich grandiose Aussicht muss aber dennoch niemand verzichten. Denn es besteht auch die Möglichkeit, zu einer fünf Meter unter der Turmspitze befindliche Aussichtsplattform emporzuklettern. Die Aussicht ist zwar bei Weitem nicht mehr so imposant wie direkt auf der Turmspitze, dafür biegt sich der Prager Eiffelturm hier aber auch nicht mehr so vehement wie ganz oben auf der Spitze.

Aufstieg über Treppen oder per Aufzug

Wer wie hoch letztendlich hinaus möchte, bleibt im Endeffekt jedem selbst überlassen. Dabei kann ein entsprechender Aufstieg auf zwei Art und Weisen erfolgen. Zum einen steht ein Aufzug zur Verfügung, der sich direkt im Kern der Turmkonstruktion – in einer Art achteckigen Tubus – befindet.

Wer über genügend Fitness verfügt, kann demgegenüber alternativ auch eine Wendeltreppe nutzen. Bis zur obersten Plattform respektive bis zur Turmspitze müssen dafür dann allerdings 299 Stufen bewältigt werden.

Auch der Turmkeller bietet interessante Impressionen

Ein entsprechender Aufstieg muss aber nicht zwingend angegangen werden, denn auch der Turm des Kellers bietet das ein oder andere Highlight. So sind im ausgebauten Keller jeweils wechselnde Ausstellungen untergebracht. Dabei werden den Besuchern zum Beispiel historische Informationen rund um den Aussichtsturm präsentiert. Auch die Vorkommnisse während des NS-Regimes kommen dabei zur Sprache.

Hier sind zum Beispiel entsprechende Dokumente archiviert, die beweisen, dass die „Eiffelovka“ beinahe von den Schergen Hitlers gesprengt worden wäre. Das Bauwerk war Hitler ein Dorn im Auge, da es den Blick auf die imposante Burg regelrecht verderben würde. Allerdings gelang es der Bevölkerung Prags immer wieder, den fest geplanten Abriss des Turms ein ums andere Mal hinauszuzögern und dadurch den Turm im Endeffekt vor der Zerstörung zu bewahren.

Schnelle Erreichbarkeit jederzeit gewährleistet

Wer die Ausstellungen oder auch die Aussichtsplattformen im Turm besuchen möchte, muss zuvor einen etwa 45-minutigen Fußmarsch durch den angrenzenden Park Petrín auf sich nehmen. Schließlich befindet sich das gesamte Turmkonstrukt auf dem im Stadtteil Kleinseite gelegenen Petrín-Hügel, der immerhin eine Höhe von 318 Metern aufweist.

Wer sich vor dieser insbesondere in den Sommermonaten schweißtreibenden Aufgabe drücken möchte, kann alternativ auch die Petrín-Standseilbahn nutzen. Diese bringt Besucher binnen zehn Minuten direkt zum Fuß des Eiffelturms nach Prager Version.

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