Nicht nur Wanderausstellungen in berühmten Museen wie dem Grassi-Museum in Leipzig, sondern sogar ein eigenes Haus in Prag laden Kunstinteressierte ein, sich der Vielfalt des tschechischen Kubismus zu widmen.

Übersicht:

  • Das Museum im Prag
  • Ausstellungsräume
  • Sein Architekt
  • Der Stil
  • Tschechischer Kubismus und seine Formen
  • Die Künstlergruppen
  • Die Ausstellung
  • Schaffensperioden
  • Möbel und Kleinexponate
  • Gemälde und Skulpturen
  • Hintergrundwissen und aktives Erleben
  • Zeitgenössische Projektionen
  • Museum zum Mitmachen

Tschechischer Kubismus im Prager Museum

Im Dezember 2015 wurde der Traum vieler Kunstinteressierter wahr: Im Haus der Schwarzen Muttergottes in Prag wurde eine Dauerausstellung zum Thema Tschechischer Kubismus eröffnet. Hier ist alles perfekt aufeinander abgestimmt, denn bereits Gebäude und Räume sind würdige Vertreter dieser Stilrichtung. Das Gebäude befindet sich im Zentrum der goldenen Stadt, direkt am Obstmarkt.

Architektur prägt den Stil

Im Haus der Schwarzen Muttergottes kommt zusammen, was untrennbar ist. Architektur, Malerei, Design sind ebenso wie Gebrauchsgrafik vertreten. Allein schon das Gebäude, das von Josef Gocár entworfen wurde, ist ein Paradestück des Kubismus.

Dennoch war Gocár nicht nur seinem Beruf, der Architektur, treu, sondern galt gerade in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts als Ideengeber. Seine Entwürfe von Möbeln, Lampen und Uhren haben den tschechischen Kubismus geprägt.

Was zeichnet den tschechischen Kubismus aus?

Ursprünglich in der französischen Malerei beheimatet, avancierte der Kubismus zu einer Spezialität in der Architektur der der damaligen Tschechei.

Wie in der Malerei spielen hier strenge Kanten und Schnittflächen, genau umrissene Kristallstrukturen und grafische Formen die wichtigste Rolle. Diese Sonderform des Kubismus fand ihren Ursprung in Prag. 1910 nahm hier eine Gruppe avantgardistischer Architekten und Künstler die Stilrichtung von Picasso und Braque auf und transportierte sie in eigene Entwürfe und Werke.

Die Prager Künstlergenossenschaft

Großen Anteil an der Entstehung des tschechischen Kubismus hatte auch die Prager Künstlergenossenschaft Artel. Als ihr Gründungsjahr steht das Jahr 1908. Diese Gruppe war ebenfalls stark mit den Ideen und Grundzügen des Kubismus verhaftet.

Ihre Künstler fühlten sich verpflichtet, eine neue, moderne Ästhetik in der angewandten Kunst zu verfolgen. Der Schwerpunkt ihrer Werke lag in Keramikarbeiten. Darüber hinaus widmete sich der Künstlerkreis jedoch auch spielerisch-originellen bis skurrilen Arbeiten, wie zahlreiche Gebrauchsgegenstände und Spielsachen belegen.

Der Ausstellungsumfang

Zwei Stockwerke sind im Haus der Schwarzen Muttergottes in Prag allein dem Tschechischen Kubismus reserviert. Die Ausstellung bietet einen repräsentativen Querschnitt durch die gesamte Epoche dieser landestypischen Stilrichtung. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf den Jahren 1911 bis 1914, mit dem gezeigten Interieur-Werk greift sie bis auf die frühen 1920er Jahre über.

Kubistische Möbel

Besondere Attraktivität in diesem Museum sind die Möbel im kubistischen Stil. Neben Josef Gocár werden Exponate von Josef Chochola, Vlastislav Hofman, Pavel Janák, Otakar Novotný sowie Antonín Procházka ausgestellt.

Ergänzt wird die Auswahl von Einzelmöbeln und Sets durch bis ins Detail abgestimmte Dekoration wie Holz, Glas, Keramik und Metallarbeiten. Ebenfalls typische Vertreter des tschechischen Kubismus sind die dazu passenden Tapetenmuster sowie verschiedene Grafiken.

Berühmte Gemälde und Skulpturen

Eine ideale Verbindung zeigen dem Besucher die präsentierten Gemälde, denn ihre Künstler verstanden es hier, die Grundgedanken und Ideen der freien und angewandten Kunst in der kubistischen Ausdrucksform zu vereinen.

So finden sich Werke von Josef Capek, Emil Filla, Otokar Kubín, Bohumil Kubita und Václav pála. Auch die ausgestellten Skulpturen des in Ungarn geborenen und in Prag sesshaften Bildhauers und Malers Otto Gutfreund überzeugen den Kunstfreund.

Projektion zum Verständnis

Eine vielfältige Auswahl an zeitgemäßen Aufnahmen und veröffentlichten architektonischen Entwürfen bringen dem Besucher die Besonderheiten dieser Stilrichtung nahe. Mithilfe von Projektionen, die Fotografien aus dieser Zeit zum Thema haben, werden Details des Kubismus veranschaulicht und erklärend hervorgehoben.

Für aktive Ausstellungsbesucher

Eine Besonderheit der Exhibition im Haus der Schwarzen Muttergottes ist die aktive Zone. Sie bezieht sich vor allem auf Möbel. Das normal herrschende Berührungsverbot gilt hier nicht.

Die Besucher haben zum Beispiel die Möglichkeit auszuprobieren, wie es sich auf einem kubistischen Stuhl sitzt. Gemütlich ruhen lässt es sich auch im Café, das sich im Gebäude befindet. Es gilt als das einzig kubistische Café weltweit, für seine Architektur zeichnet ebenfalls Josef Gocár verantwortlich.

Bildquelle: © Ilhan Balta – Fotolia.com