Kein anderes Museum in Prag ist von so großer Bedeutung für das Land wie das Nationalmuseum – und kein anderes ist mit so vielen Zweigstellen ausgestattet.
Insofern überrascht es nicht, dass es sich am beeindruckendsten Platz der Hauptstadt, dem Wenzelsplatz, befindet und in einem ebenso bemerkenswerten Gebäude untergebracht ist.
Da das Gebäude im Neorenaissance-Stil jedoch durch militärische Angriffe in den Jahren 1945 und 1968 deutlich in Mitleidenschaft gezogen wurde, laufen seit 2011 umfangreiche Renovierungsarbeiten. Diese sollen 2018 abgeschlossen werden; bis dahin bleibt das Hauptgebäude geschlossen und nur das Neugebäude nebenan ist geöffnet.
Was aber nicht bedeutet, dass das Hauptgebäude des Nationalmuseums in Prag nicht doch interessant ist – ganz im Gegenteil!
Übersicht:
- Die Geschichte des Museums
- Was gibt es zu sehen und zu hören?
- Adresse, Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Die Geschichte des Museums
Bevor das Museum selbst gegründet wurde, entstand im Jahr 1789 die Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften des Adels.
Gut 20 Jahre später, 1818 erfolgte dann die Museumsgründung durch eine Galaproklamation des Landesadels. Zu diesem Zeitpunkt hieß das Nationalmuseum allerdings noch „Das Vaterländische Museum“.
Besonderen Einfluss darauf hatte Kaspar Graf von Sternberg ein bedeutender Mineraloge und Paläontologie, der 1820 zum Vorsitzenden der zu diesem Zeitpunkt ins Leben gerufenen Gesellschaft des Vaterländischen Museums ernannt wurde.
Sie wurde zur Eigentümerin und Verwalterin der Museumssammlungen und kümmerte sich um einen reibungslosen Ablauf aller anfallenden Arbeiten.
Die Exponate wurden schnell mehr und mehr und so zog das Museum im Jahr 1845 in den einstöckigen Nostitz-Palast Na příkopě (Am Graben), nachdem die von von Sternberg privat angemieteten Räume zu klein geworden waren.
Schließlich war auch dieses Gebäude zu klein und der Abriss der Stadtmauer um die Neustadt herum eröffnete dem Museum neue „Wohnraum“-Perspektiven. Dr. Ladislav Rieger erhielt ein Grundstück und 1883 begann ein Projektwettbewerb für einen Neubau auf 13.500 m², der anschließend dem Museum zur Verfügung stellen sollte. Es gewann der Architekt Josef Schulz, der den Bau eines Gebäudes im Stil der Neorenaissance zwischen 1885 und 1890 betreute und beaufsichtigte. So konnte das Nationalmuseum 1891 die neuen Räumlichkeiten schließlich in Beschlag nehmen und am 18.5. desselben Jahres eingeweiht werden.
Dennoch dauerte es immer noch bis 1922, bis das Museum seinen aktuellen Namen erhielt.
Zwölf Jahre später übernahmen das Land den Besitz und die Verwaltung, 1949 wurde es zum staatlichen Eigentum.
Da das Gebäude im Laufe des Zweiten Weltkriegs 1945 und des Prager Frühlings 1968 durch zwei militärische Angrifft beschädigt wurde, waren Renovierungsarbeiten unumgänglich.
2011 gab die Museumsverwaltung den Startschuss für die bisher größte und am umfassendsten angelegten Renovierungsmaßnahme, weshalb das Hauptgebäude des Nationalmuseums bis voraussichtlich 2018 gesperrt sein dürfte.
Was gibt es zu sehen und zu hören?
Das Nationalmuseum besteht grundsätzlich aus fünf Fachabteilungen zu denen:
- der naturhistorische Bereich,
- der historische Bereich,
- das Náprstek-Museum,
- das Tschechische Museum der Musik und
- die Nationalbibliothek gehören.
Im Rahmen des naturhistorischen Bereichs präsentiert das Museum vor allem Exponate aus der Mineralogie, Paläontologie, Zoologie, Anthropologie, der Mykologie Botanik und Entomologie.
Die Stifter der Sammlungen waren unter anderem Kaspar Graf von Sternberg (Mineralogie und Paläontologie) sowie Joachim Barrande (Paläontologie), nach dem auch das im Museum befindliche „Barrandeum“ benannt wurde.
Ebenfalls hervorzuheben sind die mehr als zwei Millionen Teile umfassende Herbariensammlung von Thaddeus Haenke und das Lapidárium, die Gedenkstätte des František Palacký und František Ladislav Rieger, die historische Apotheken, das Ethnographische Museum im Kinsky-Lusthaus, sowie die Ausstellung der böhmischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, die sich jedoch außerhalb von Prag in Vrchotovy Janovice befindet.
In Bezug auf die Bibliothek des Nationalmuseums lässt sich zusammenfassen, dass sie gleichzeitig mit dem Museum entstand und auf den Bibliotheken diverser Adelsgeschlechter aufbaute.
Dabei spielten vor allem die Familien Kolowrat-Krakovský und Kinsky sowie Josef Dobrovský eine wichtige Rolle. Zu dieser gehörte auch das literarische Archiv, das inzwischen dem Museum des nationalen Schrifttums gehört und von diesem verwaltet und gepflegt wird.
Weitere Ausstellungsräume
Wie bereits angedeutet, befinden sich viele Ausstellungen des Nationalmuseums nicht im Hauptgebäude selbst, sondern sind in andere Räumlichkeiten ausgelagert worden, die jedoch in permanentem Austausch mit dem Team des Hauptgebäudes stehen.
Zu diesen gehören unter anderem das:
- Náprstek-Museum, das eine Dauerausstellung zum Thema asiatische, afrikanische und amerikanische Kulturen präsentiert,
- das in der Nähe der Karlsbrücke befindliche Bedřich-Smetana-Museum,
- das Antonín-Dvořák-Museum, der ebenso wie Smetana als einer der wichtigsten tschechischen Musiker gilt,
- das Lapidárium im Výstaviště,
- das Denkmal des Jaroslav Ježek in der Kaprova ulice,
- das Denkmal des František Palacký und František Ladislav Rieger in der Palackého ulice sowie
- das Tschechische Museum der Musik, das sich in der Karmelitská ulice befindet.
Hinzu kommen ebenfalls noch das Tschechische Marionetten- und Zirkusmuseum in Prachatice, das Geburtshaus Antonín Dvořáks in Nelahozeves, das langjährige Wohnhaus Bedřich Smetanas in Jabkenice, das Wohnhaus des Komponisten Josef Suk in Křečovice sowie das Schloss Vrchotovy Janovice.
Sie alle stehen in direktem fachlichen und weiter reichendem organisatorischen Kontakt mit dem Hauptgebäude des Nationalmuseums in Prag.
Adresse, Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Das Hauptgebäude des Nationalmuseums befindet sich sich der Václavské nám. 68, 115 79 Prag 1 und ist bis auf Weiteres geschlossen. Daher können an dieser Stelle keine Eintrittskarten für Besichtigungen gelöst werden.
Allerdings freuen sich die Museumsteams des Neugebäudes und der anderen, kleineren Zweigstellen auf interessierte Besucher.
Die jeweils aktuellen Öffnungszeiten und Eintrittspreise für diese Museen können bei den Institutionen vor Ort oder auf ihren Homepages eingesehen werden.
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