Das Museum der dekorativen Künste – hier ist der Name Programm.
In seiner Ausstellung präsentiert das Gebäude (Kunst-) Handwerk vom Feinsten und zeigt, wie der Spagat zwischen Qualität, Funktionalität und Schönheit in den Bereichen Textilien und Mode, angewandte Grafik und Fotografie, aber auch Keramik und Glas sowie Metall funktioniert.
Der perfekte Ort für alle, die nicht nur schauen wollen, sondern sich gerne zusätzlich für eigene Arbeiten inspirieren lassen möchten.
Übersicht:
- Die Geschichte des Museums
- Was gibt es zu sehen?
- Adresse, Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Die Geschichte des Museums
Bereits 1885 wurde das Museum der dekorativen Künste von der Prager Industrie- und Handelskammer gegründet und in den Räumen des Rudolfinums eröffnet, wo es bis zu seinem Umzug in das aktuelle, aber noch zwischen 1897 und 1897 zu bauende Gebäude verblieb.
Nachdem die Konstruktion des neuen Gebäudes nach Plänen des Architekten Josef Schulz 1900 abgeschlossen war, durften die ersten Besucher nach einer groß angelegten Eröffnungsfeier die Ausstellungen im ersten Stock besuchen.
1906 kamen dann die Glas-Ausstellungsstücke von Vojtěch Lanna hinzu, bevor Gustav Pazaurek 1936 die Sammlung um seine Glasexponate ergänzte und so die bis dahin wichtigste Glas-Museumsausstellung weltweit abrundete.
Nachdem das Museumsgebäude 1943 für Kriegszwecke genutzt wurde, brachte man die Ausstellungsstücke außerhalb der Stadtgrenzen und versteckte sie bestmöglich.
Nach dem Krieg wurde das Museum der dekorativen Künste 1949 nationalisiert und wurde im Laufe der 1950-er und 1960-er Jahre zeitweise mit einem Museum in Brno und der Nationalgalerie verknüpft, bevor es 1970 wieder als eigenständige Kultur-Institution eingesetzt wurde.
Zwischen 1970 und 1985 war es im Rahmen eines aufwändigen Renovierungsprogrammes für die Öffentlichkeit geschlossen, war zwischendurch wieder für alle Interessierten frei zugänglich und kann nach einer erneuten Renovierungsaktion ab der zweiten Hälfte des Jahres 2016 mit neuen Sehenswürdigkeiten punkten.
Was gibt es zu sehen?
In Kürze erwarten den Besucher eine doppelt so große Fläche für Dauerausstellungen, ein verbessertes Service-Konzept, ein größerer Museums-Shop, ein Zugang zum Museumsgarten, ein neuer Eingangsbereich sowie ein Restaurant und Café mit Gartenterrasse.
Spezielle Ausstellungen
Seit 1989 präsentiert das Museum nicht mehr nur die bereits in der Einleitung beschriebenen Werke (Textilien, Fotografien, Keramik, Glas und Co.), sondern bemüht sich darum, auch aktuellen Trends zu folgen und den neuesten Entwicklungen Raum zu geben.
Daher waren inzwischen nicht nur schon Ausstellungen bezüglich des tschechischen Kubismus und des böhmische Kunsthandwerks, sondern auch Baron Lannas Kunst- und Kuriositätenkabinett, israelisches Design oder Design in Action dabei.
Darüber hinaus macht sich das Museum der dekorativen Künste nicht nur als Ausstellungs-, sondern auch als Ort des praktischen, weltweiten Lernens und Entdeckens einen Namen.
Es initiierte bereits Ausstellungen in Padua, Brüssel, Tokio, Amsterdam oder Frankfurt und stellte einen Teil seiner Exponate für dortige Ausstellungen zur Verfügung.
Und als Prag im Jahr 2000 Europäische Kulturhauptstadt war, war es der Dreh und Angelpunkt für diverse kulturelle Events – eine neue Ausstellung mit dem Titel „Stories of Materials“ inklusive.
Das Gebäude – eine Sehenswürdigkeit für sich
Wer bereits von den Exponaten ernsthaft beeindruckt ist, sollte sich auf alle Fälle die Mühe machen, auch das Gebäude, in dem sich das Museum befindet, genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn das zwischen 1897 und 1899 unter der Federführung von Josef Schulz entstandene Neo-Rennaissance-Schmuckstück hat es wirklich in sich.
Die Frontfassade wurde von Antonín Popp und Bohuslav Schnirch entworfen und vereint über den Fenstern des ersten Stocks diverse Handwerksarten wie:
- die Weberei,
- die Korbflechterei,
- die Seidenmacherei,
- das Goldschmieden,
- die Edelsteinbe- und -verarbeitung,
- das Wolle-Spinnen,
- die Buchmacherei,
- das Töpfern und die Porzellanmanufaktur,
- die Glasbläserei oder
- das Glockengießen
miteinander.
Über den Fenstern des zweiten Stocks sieht man dafür dann die Wappen der tschechischen Städte, deren Handwerker sich besonders große Namen gemacht haben:
- Rumburk,
- Zbraslav,
- Domažlice,
- Mladá Boleslav,
- Staré Město Pražské,
- Jindřichův Hradec,
- Hradec Králové,
- Slavkov,
- Turnov,
- Kutná Hora,
- Plzeň,
- Nové Město Pražské,
- Hradčany,
- Vimperk,
- Beroun und
- Loket.
Die Vorhalle hingegen beeindruckt durch ihre Stuckarbeiten und Wandmalereien sowie einer Balustrade im Treppenhaus, deren Messinglaternenpfähle ein Geschenk von František Křížek waren.
Apropos Treppenhaus:
Die Buntglasfenster im ersten Stockwerk bilden eine gelungene Allegorie in Bezug auf dekorative Kunst und Kunstvolles Handwerk.
Die Balustrade im zweiten Stockwerk ist aus Carrara- und Slivenec-Marmor angefertigt und die Wandmalereien von Ferdinand Herčík stellen sowohl Metallschmiede- als auch Maler-, Grafiker-, Keramik- und Glasmacher-, Goldschmiede- und Gießerei-Arbeiten dar.
Und auch die Bibliothek und die Weihhalle sind absolut sehenswert: Während die Bibliothek mit ihren original barocken Möbeln und Bücherregalen zu den schönsten öffentlichen Lese-Stellen der tschechischen Hauptstadt gehört, punktet die Weihehalle im ersten Stock durch ihre Hommage an Pallas Athene, den Handel und die dekorativen Künste.
Also: Der kreative Teufel steckt nicht nur im kleinsten Ausstellungsstück, sondern auch in der großen Gebäude-Konstruktion. Besucher sollten daher unbedingt genug Zeit mitbringen, um das gesamte Museum auf sich wirken zu lassen..
Adresse, Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Das Museum befindet sich in der 17. Listopadu 2, Prag 1 und öffnet an Dienstagen zwischen 10.00 und 19.00 Uhr und von Mittwoch bis Sonntags zwischen 10.00 und 18.00 Uhr.
Die Eintrittspreise für Dauerausstellungen liegen bei 120 Kč, wenn man den vollen Preis bezahlt und bei 70 Kč, sobald es sich um einen ermäßigten Eintritt handelt.
Die kurzzeitigen Ausstellungen bewegen sich im Preissegment zwischen 40 Kč (ermäßigt) und 80 Kč (voller Preis).
Grundsätzlich ist der Eintritt dienstags zwischen 17.00 und 19.00 Uhr kostenlos; Kinder bis 10 Jahre haben per se freien Eintritt.
Bildquelle: © thampapon1 – Fotolia.com